„Übermoralisierung verhindert notwendige Debatten“
Bericht des Landesbischofs während der Landessynode

Bückeburg (mm-03.12.18). In seinem Bericht zu Beginn der Landessynode der Ev.-Luth. Landeskirche Schaumburg-Lippe erinnerte Landesbischof Dr. Karl- Hinrich Manzke daran, dass dank der politischen Initiative der beiden großen Parteien in Norddeutschland der Reformationstag als zusätzlicher Feiertag eingeführt worden ist. Kritik habe es dafür auch vom Zentralrat der Juden und der katholischen Bischöfe in Niedersachsen gegeben.

Prälat Felix Bernhard vom Katholischen Büro in Hannover fühle sich am 31. Oktober immer noch primär an die Kirchenspaltung erinnert. Dabei, so Dr. Manzke, habe inzwischen auch die katholische Geschichtsschreibung anerkannt, „dass die eigentliche Kirchenspaltung durch die Bann-Bulle aus Rom und deren Verbrennung durch Luther 1520 bewirkt worden sei. Aus den Erfahrungen der ökumenischen Weite, in der die Reformation 2017 als Ereignis gefeiert worden sei, könne, so der Landesbischof, der Reformationstag ein Feiertag werden, „der konfessionelle Grenzen als überwindbar beschreibt.“

Es habe, so Dr. Manzke, über viele Jahre unumkehrbar festgestanden, dass es zu der liberalen Demokratie „keinerlei Alternative“ gibt und eine Rückentwicklung zu Totalitarismus und zu vordemokratischen Gesellschaftsformen nie wieder zur Disposition steht. „Wunderliche Dinge“ würden sich aber in diesen Zeiten ereignen. Überall auf der Welt hätten autoritäre Populisten Zulauf.

Es sei üblich geworden, „ungeduldig, wütend, ja gehässig über die politische Kaste“ zu sprechen. Zeitgleich würden alle entwickelten Formen von Kompromiss und Interessenausgleich diskreditiert. Der Ton in den öffentlichen Debatten sei in Deutschland rauer geworden. „Die Übermoralisierung von fremden und eigenen Argumenten verhindert notwendige Debatten in unserem Land“, so der Landesbischof.

Den Medien und allen gesellschaftlichen Gruppen, die die Werte unserer freien und liberalen Demokratie schätzen und erhalten wollen, komme die wichtige Aufgabe zu, „übermäßige und sofortige Moralisierungen von Argumenten nicht Folge zu leisten, sie nicht zu dulden und sie nicht zu akzeptieren.“ Dr. Manzke forderte auf, sich an öffentlichen Debatten zu beteiligen, sich öffentlich vor Verantwortungsträger zu stellen, sich auch trauen, Minderheitsmeinungen zu äußern und ins Gespräch zu bringen – „die Demokratie lebt davon, ausreden zu können.“

Foto: Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke (v.re.), Klaus-Dieter Kiefer, Präsident der Synode, Pastor Lutz Gräber, Theologischer Referent im Landeskirchenamt, Pastor Dr. Wieland Kastning, Vorsitzender des synodalen Ausschusses und Christian Frehrking, Präsident des Landeskirchenamtes, am Ende des Pressegespräches

 

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