Neue Perspektiven für Langzeitarbeitslose
Dieter Ahrens mit einer „Juckepunkte“-Liste für den Minister

Bückeburg (mm-15.06.19). Auf Einladung der heimischen Bundestags-abgeordneten Marja-Liisa Völlers (SPD) wollte Hubertus Heil, der Bundesminister für Arbeit und Soziales, die Firma Ahrens Solartechnik in der Kreuzbreite besuchen, um sich mit geladenen Gästen aus der Wirtschaft und Politik über die aktuelle Wirtschaftslage im Landkreis Schaumburg auszutauschen.

Der Arbeitsminister steckte aber am Freitagnachmittag über Stunden im Stau auf der Autobahn und musste den Termin absagen. Gastgeber und Kreishandwerksmeister Dieter Ahrens hatte sich aber auf den Besuch gut vorbereitet und eine Liste mit „Juckepunkten“ erstellt, die Völlers Hubertus Heil übergeben wird.

Viel Ärger bereitet dem Handwerk die zunehmende Bürokratie („Alltagswahnsinn“, „Wahnsinnsbelastung für das Handwerk“). „Wir bilden zu Fachkräften aus, und dann kommt die Industrie und wirbt sie uns mit sehr hohen Stundenlöhnen ab“, so Ahrens. Große Bedenken äußerte er gegenüber den „Kolonnen aus Osteuropa“, die jeglichen Arbeitsschutz missbilligen würden. Die Regierung, so Ahrens kritisch, setze sich Ziele für den Klimaschutz, die sie nicht erreichen kann – „schlechtes Vorbild, kein Plan für die Energiewende“.

Dieter Ahrens freut sich, dass die Ausbildungsverhältnisse in Schaumburg zunehmen. Das Bildungsbüro beim Landkreis mache eine tolle Arbeit. Die Betriebe würden zudem in die Schulen gehen, um junge Menschen für den Beruf zu begeistern. „Es ist aber schwierig, ausbildungsfähige Bewerber für das Handwerk zu finden, Mathematik, Rechtschreibung und auch der soziale Bereich – die Situation hat sich verschlechtert“.

In der Diskussion wurde bemängelt, dass mit Kopfschmerzen schnell krank gefeiert wird, der Krankenschein per Whatsapp kommt, die jungen Arbeitnehmer tendenziell häufiger fehlen. „Wenn die ersten drei Tage unbezahlt blieben, würden die Krankenmeldungen zurückgehen“, meinte ein Teilnehmer.

Fritz Pape, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, sprach das seit Anfang des Jahres geltende Teilhabechancengesetz an, das einigen Unternehmern noch nicht bekannt war. Gerhard Durchstecher, Geschäftsführung Agentur für Arbeit in Hameln, und Bernd Dittmer, Leiter Jobcenter Schamburg, gingen auf Einzelheiten ein.

„Das neue Gesetz stärkt die berufliche Weiterbildung“, ist Durchstecher überzeugt. Die Agentur für Arbeit übernimmt bei Betrieben bis zu zehn Beschäftigten die Qualifizierungskosten bis zu 100 Prozent und den Lohnausfall bis zu 75 Prozent. Voraussetzung sei eine zertifizierte Qualifizierungsmaßnahme über mehr als 160 Stunden. „Der Staat investiert viel Geld für diese beschäftigungssichernden Maßnahmen, und das ist besser als Arbeitslosigkeit zu finanzieren“, so Gerhard Durchstecher.

Bernd Dittmer berichtete, dass das Jobcenter für Arbeitnehmer, die zuvor zwei Jahre arbeitslos waren, im ersten Jahr ein Lohnkostenzuschuss von 75 Prozent und im zweiten Jahr von 50 Prozent übernimmt. Ein Sozialpädagoge begleitet die Personen und führt sie an die Arbeit heran.

Der Gesetzgeber ermögliche zudem Personen, die seit sechs Jahren arbeitslos waren, die Rückkehr ins Berufsleben mit einem Zuschuss zu den Lohnkosten von 100 Prozent in den ersten zwei Jahren, 90 Prozent im dritten, 80 Prozent im vierten und 70 Prozent im fünften Jahr. „So sind fünf Jahre Zeit, die ehemaligen Langzeitarbeitslosen im Betrieb zu etablieren“, erläuterte Dittmer. Zurzeit werden laut Dittmer über 40 Langzeitarbeitslose als Arbeitnehmer gefördert. 

Foto: Dieter Ahrens und Marja-Liisa Völlers

 

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