Wie kann sich Hannover 96 in der nächsten Saison verbessern?

Die Fans kommen nicht zur Ruhe. Nach einem gelungenen Saisonauftakt im September, als Hannover 96 mit einem 2:3 gegen Gastgeber Würzburger Kickers und einem 2:0 im Heimspiel gegen den Karlsruher SC für erste Aufstiegshoffnungen sorgte, hat der Traditionsverein es nicht geschafft, zu einer konstanten Form zu finden.

Dabei hat Trainer Kenan Kocak, der seit dem Abstieg in die 2. Bundesliga in der Saison 2019/2020 die Führung bei den Hannoveranern hat, etliche Male seine Aufstellung verändert, um seinen Kader zum Sieg zu führen. Während das Auftaktspiel mit 4-4-2 doppel 6 gewonnen wurde, wechselte der Coach anschließend zu 4-3-1-2, eher er zu dem alten System zurückkehrte.

Als am wenigsten vielversprechend hat sich bislang die Aufstellung mit 3-5-2 erwiesen, die in drei Begegnungen mit drei Niederlagen endete. Aufgrund der häufigen Experimente bei der Aufstellung warten etliche Fußballfreunde bis nach dem Anpfiff, um bei Live Wetten auf die jeweilige Konstellation zu reagieren.

Ein Lichtblick für die Fans sind allerdings die Leistungsträger im Kader. Mit elf Toren und fünf Vorlagen in 26 Spielen ist der 27 Jahre alte Mittelstürmer Marvin Ducksch der unbestrittene Torkönig von Hannover 96. Der zwei Jahre ältere offensive Mittelfeldspieler Genki Haraguchi ist mit acht Toren und sechs Vorlagen in 26 Begegnungen ebenfalls ein herausragender Kicker, der seinen Wert für das Team in dieser Saison deutlich unter Beweis gestellt hat.

Abstieg und Aufstieg sind für Hannover 96 vertraute Situationen, obwohl der Verein an der Leine weit von den berüchtigten Fahrstuhlmannschaften in der Bundesliga entfernt ist. Der Club, der zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga zählt, gehörte nie zu den Favoriten auf den Meistertitel, aber es dauerte neun, überwiegend im Mittelfeld der Tabelle verbrachte Jahre, ehe Hannover 96 sich erstmals aus dem Oberhaus des deutschen Fußballs verabschieden musste.

Nur ein Jahr dauerte damals der Abstecher in die Zweitklassigkeit, ehe Trainer Helmut Kronsbein den Club zum Meistertitel in der 2. Bundesliga führte und gleichzeitig das Zepter an Hannes Baldauf abtrat. Unter dessen Ägide landete der wiederaufgestiegene Verein allerdings auf dem 16. Tabellenplatz und stieg nach einem verlorenen Relegationsspiel erneut ab.

Helmut Kronsbein übernahm wieder das Traineramt, aber der alte Zauber hatte sich verflüchtigt. Neun Jahre dauerte es, bis Hannover 96 erneut in die Erstklassigkeit aufstieg. Die hielt nicht lange vor, und 1996 ging es sogar noch weiter abwärts mit Hannover 96. Zwei Saisons brauchte der Verein, ehe er den Weg aus der drittklassigen Regionalliga Nord zurück in die Bundesliga schaffte.

Dabei drehte sich auch das Trainerkarussell fleißig. Zu den Coachs, die sich am längsten an der Leine hielten, gehört neben Kronsbein, der in drei Abschnitten insgesamt fünf Jahre lang das Zepter schwang, auch Mirko Slomka, der ab der Saison 2009/2010 vier Saisons bei Hannover 96 unter Vertrag stand. Unter seiner Führung gelang den Niedersachsen mit einem vierten Platz in der 1. Bundesliga 2010/2011 der bisher größte Erfolg.

Dass Hannover 96 trotz vielversprechender Talente seine Chancen auf dem Spielfeld nicht immer umsetzen kann, wird auch auf Fehlgriffe auf dem Transfermarkt zurückgeführt. Um das in Zukunft zu vermeiden, ist im Gespräch, aus dem derzeitigen dreiköpfigen Transferrat ein vierköpfiges Gremium zu machen.

Der Verkauf von Innenverteidiger Waldemar Anton an den VFB Stuttgart hatte Hannover im Sommer 2020 eine Ablöse von vier Millionen Euro eingebracht. Im Jahr zuvor hatten die Niedersachsen direkt nach dem Abstieg Rechtsaußen Ihlas Bebou, Mittelfeldspieler Walace und Mittelstürmer Niclas Füllkrug verkauft und damit insgesamt 21 Millionen Euro an Ablösen eingenommen.

Dafür kauften sie unter anderem Marvin Ducksch für eine Ablösesumme von 1,5 Millionen Euro von Fortuna Düsseldorf ein – eine der wenigen unumstritten positiven Entscheidungen. Teure Verkäufe und günstige Neuzugänge, mit nur zwei siebenstelligen Einkäufen in zwei Jahren, haben zwar nicht zu bahnbrechenden Ergebnissen geführt, aber immerhin landete Hannover 96 am Ende der vergangenen Saison auf einem respektablen sechsten Tabellenplatz.

Hinzu kommt, dass der Verein trotz fehlender Einnahmen durch Ticketverkäufe und geringerer Geldströme durch Fernsehrechte durch das sparsame Management in der Zweitklassigkeit nicht um seine finanzielle Existenz zittern muss. Das bedeutet, dass sich Kocak und seine Mannen in erster Linie auf den sportlichen Erfolg konzentrieren können.

Selbst wenn es in dieser Saison nichts mehr wird mit dem ersehnten Wiederaufstieg, so bringt jedes Spiel dennoch neue Erkenntnisse, welches Spielersystem in welcher Situation am erfolgversprechendsten ist, und wie die Mannschaft noch besser zusammengeschweißt werden kann. Die Leistungen von Ducksch und Haraguchi sind ein deutlicher Hinweis darauf, was an Talent in den Kickern von Hannover 96 steckt.

Trainer Kocak muss nur noch einen Weg finden, aus seinem Kader konstant das Beste hervorzuholen, statt wie bisher von spielerischen Höhepunkten zum Tal der Tränen hin und her zu wechseln. Wie schon der legendäre Bundestrainer Sepp Herberger sagte: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Und nach dem Abstieg ist vor dem Aufstieg, auch wenn es manchmal länger dauert als erhofft.

 

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