Vor- und Nachteile „Flex Bus“ – Die Senioren im Auetal warten auf schnelle Lösung

(Foto: pr) Eckhard Ilsemann (Mitte), Ursula Sapia und Dr. Lothar Biege sprechen über die Situation der Senioren im Auetal nach der Abschaffung des Anrufbusses.

(SPD – 21.8.25) Ursula Sapia und Manfred Spenner haben die Initiative ergriffen und die SPD/FDP-Gruppe im Kreistag ins Auetal eingeladen. Mit den Experten Manfred Kesselring, Mitbegründer des erfolgreichen Vereins „Anrufbus Nienstädt“, und Stephan Schröder, Bereichsleitung Mobilität beim Landkreis Schaumburg, wurde über die Einführung des Flex Busses diskutiert.

„Die Bewohner der großflächigen Gemeinde Auetal haben keine Schwierigkeiten, Ziele in Bad Nenndorf, Rinteln, Bückeburg oder Bad Eilsen zu erreichen, solange sie Auto fahren können, oder Verwandte und Freunde haben, die sie von nach A nach B fahren“, meinte Eckhard Ilsemann (SPD) einleitend. Ilsemann und Dr. Lothar Biege (FDP) kennen aber die Probleme älterer Menschen, sehbehindert und auf Rollator angewiesen, die allein auf sich gestellt sind und zum Arzt nach Lauenau, Stadthagen, Rinteln, Hessisch-Oldendorf oder ins Klinikum Schaumburg nach Obernkirchen wollen.

Da der Öffentliche Personennahverkehr im ländlichen Bereich große Lücken aufweist und die Orte nicht ausreichend mit Linienbussen versorgt werden, habe man, so Manfred Kesselring, im Jahr 2014 den Verein „Anrufbus Nienstädt“ gegründet. Vorreiter ist Niedernwöhren gewesen. 37 Fahrer sind ehrenamtlich montags bis freitags von 7.30 Uhr bis 18 Uhr unterwegs. Der Anrufbus ist in der Samtgemeinde Nienstädt eine Erfolgsgeschichte. 7.500 bis 9.000 Fahrgäste werden jährlich befördert.

„Es nutzen ihn viele Ältere, es ist aber kein Bus für Ältere, auch Kinder werden zur Schule gefahren“, berichtet Kesselring. Die große Nachfrage beruhe darauf, dass die Menschen von zuhause abgeholt und bis zum Zielort gebracht werden, ohne dass es feste Haltestellen gibt. „Die Menschen sind froh, dass es uns gibt und wir würden gerne weitermachen, aber das Personenbeförderungsgesetz kennt keinen Anrufbus“, kennt Kesselring das Problem und hofft auf offene Ohren für das bürgerfreundliche Angebot beim Landkreis.

Manfred Kesselring (stehend) erläutert das Erfolgsmodell „Anrufbus Nienstädt“.

Man habe im Auetal, erinnert sich Sapia, seinerzeit keine Leute für die Gründung eines Vereins „Anrufbus“ gefunden und dafür in Zusammenarbeit mit einem heimischen Taxiunternehmen ein Anruftaxi etabliert, das „neun Jahre lang wunderbar gelaufen“ sei. Der Gemeinderat Auetal habe es kurzfristig zum 31. Juli eingestellt, um sich dem „Anrufbus-Flex-System“ des Landkreises anzuschließen. Sowohl Manfred Spenner als auch die AWO-Ortsvereinsvorsitzende Ursula Sapia finden den Flex Bus „gut“, er sei aber kein Ersatz für das Anruftaxi und nicht für Menschen geeignet, die auf Hilfen wie ein Rollator angewiesen sind. Die Senioren im Auetal fühlen sich schlecht informiert und haben den Flyer „SHG mobil flex“ für das Auetal erst während der Veranstaltung von Stephan Schröder erhalten. Der AWO-Ortsverein will bei der Gemeinde einen Antrag auf Wiedereinführung des Anruftaxis stellen. Es bleibt die Frage, ob der Landkreis dieses System wie früher finanziell unterstützt.

„Die Anrufbusse sind aus der Not entstanden, weil wir im Landkreis die Zeit verpennt haben“, blickte Ralf Tegtmeier zurück. Er findet ehrenamtlich Systeme gut, ist aber froh, dass sich die Kreisverwaltung nicht nur um den Flex Bus, sondern den gesamten ÖPNV kümmert. Tegtmeier fragt sich zudem, mit welchem Geld die alternativen Systeme unterstützt werden sollen. „Wir brauchen ein vereinheitlichtes ÖPNV-System und sollten dies erst einmal anlaufen lassen“, so Tegtmeier. „Die Älteren warten aber auf eine schnelle Lösung“, widersprach ihm SPD-Geschäftsführerin Kirsten Battaglia.

Ein öffentlicher Personennahverkehr habe bisher nicht funktioniert, erläuterte Stephan Schröder. Die alten Systeme hätten viel gekostet und wenig erreicht. Im Auetal, so der Mobilitätsexperte, hätten 2.400 Fahrgäste rund 60.000 Euro Kosten verursacht. Im Flex Bus könne man dagegen für 12 Euro mitfahren. „Wir wollen ein einheitliches System haben, das der Landkreis finanziert“, betonte Schröder. Er räumte abschließend ein, „dass es eine Klientel gibt, das für den Flex Bus nicht geeignet“ ist. In der Diskussion wurde deutlich, dass die Senioren „sich abgehängt und allein gelassen fühlen“ und sich entweder das Anrufauto zurückwünschen oder ein anderes System, das ihnen den Weg zur Haltestelle erspart.

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