„Solidarität ist durch Egoismus ersetzt worden“Senioren-Union im Gespräch mit Sozialverband
Bückeburg (mm-19.07.15). „Wir sind Lobbyisten im Bereich der Parteipolitik, wir sind hochpolitisch, man spürt es nur nicht immer – wir wollen für soziale Gerechtigkeit sorgen“, begann Wilfried Lange, der Kreisvorsitzende des Sozialverbandes Deutschland (SoVD), seinen Vortrag im Kreise der Senioren Union im Stadtverband der CDU Bückeburg im „Ambiente“. Deutschland sei ein reiches Land, dennoch nehme die Ungleichheit zu. Das reichste Prozent der Deutschen besitze, so Lange, 24 Prozent des gesamten Privatvermögens. Jede sechste Person in Niedersachsen sei dagegen von Armut bedroht.
„Unsere Aufgabe ist es, für eine gerechtere Verteilung zu sorgen“, meinte Lange. Erreichen will der Sozialverband dies mit „einer gerechteren Verteilung von Einkommen und Vermögen“. Dazu sei eine andere Steuerpolitik erforderlich, die große Vermögen zur Finanzierung des Sozialstaates heranzieht. Der SoVD fordert eine „höhere Besteuerung der Unternehmensgewinne, die Wiederbelebung der Vermögenssteuer und Einführung der Finanztransaktionssteuer sowie die stärkere Besteuerung großer Erbschaften.
„Wir haben einen Pflegenotstand“, stellte Lange fest. Es gebe Gesetze, die gut Gemeintes verkünden, „man muss aber nach Menschenwürde und Selbstbestimmung“ fragen. Es dürfe keine „Abschiebeorganisationen“ geben. Die Sicherstellung einer würdevollen Pflege bleibe eine zentrale Aufgabe und eine der großen Herausforderungen für die Zukunft. „Pflegebedürftige Menschen haben das Recht der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“, so der Kreisvorsitzende des SoVD. Es sei dazu erforderlich, „mehr Altenpflegerinnen und insbesondere Altenpfleger“ einzustellen.
„Die Hartz-Gesetze sind ein kleines Desaster und haben die Probleme auf dem Arbeitsmarkt nicht gelöst, sondern verschärft“, stellte Lange fest. Zugleich räumte er ein, „dass ohne die Agenda 2010, von der CDU mit umgesetzt, der Wirtschaftsstandort Deutschland sonst ein anderer wäre“. Nachdem die Hartz IV-Gesetze zu einem gewaltigen Sozialabbau geführt hätten, sei es nun an der Zeit für eine „Generalrevision“, über Kompromisse nachzudenken und Härten herauszunehmen. Um mehr soziale Gerechtigkeit zu schaffen, müsse die „Solidarität“ mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. „Solidarität ist aber durch Egoismus ersetzt worden“, so Wilfried Lange.
Foto: Wilfried Lange (stehend) berichtet dem Vorstand der Senioren Union über die Arbeit des Sozialverbandes Deutschland; Friedrich Pörtner und Ruth Harmening gehören zu den Zuhörern.
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