Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke
Weihnachtspredigt um 18 Uhr in der Stadtkirche

Manzke Heilig Abend 24.12.15Bückeburg (mm-24.12.15). Liebe Gemeinde am Heiligabend,

sie ist uns vertraut seit Kindertagen, jene Erzählung. Mit ihren schlichten und schönen Bildern und ihrer ganz eigenen und geprägten Sprache. Mit dem in Windeln gewickelten Kind, der Mutter, die erschöpft von der Geburt doch alles im Herzen bewegt, der Stille, die von dieser Erzählung ausgeht – ist sie uns vertraut. Diese Erzählung ist Teil unserer Kultur. Und wir haben sie gehört mit den Erfahrungen dieses Jahres 2015. Und so unterschiedlich wie wir sie hören, jeder Mann und jede Frau mit ihren Erfahrungen dieses Jahres, so unterschiedlich begehen wir auch diesen Tag zu Hause oder überhaupt. Aber es gibt wohl kaum einen Tag im Jahreslauf, in dem so viele Menschen darauf aus sind, dass alles abläuft wie vertraut, wie immer und seit Kindertagen. Die gleiche Abfolge von Schmücken, Essen, Kirchgang wohlmöglich und der Freude am Sich-beschenken oder Sich-beschenken lassen.

Diese Erzählung aber gehört auch dazu. Sie drängt sich nicht auf, sie belehrt nicht, sie lässt uns Raum. Man kann weghören, man kann sie auf sich wirken lassen – und sie wirkt natürlich auch nur, wenn wir näher herantreten und nicht nur Zuschauer bleiben. Wenn wir diese Erzählung hören von der Geburt des Kindes in Bethlehem, dürfen wir unsere eigenen Wünsche und Hoffnungen in sie eintragen. Sie sind wie alte Formulare, in die wir unsere Geburts- und Sterbedaten eintragen können – unsere Glücksdaten und die Daten unserer Niederlagen und unserer Schuld.

Andere Kulturen wissen es noch mehr als wir – man kann nur schwer ohne jene Erzählungen leben, ohne jene prägende Storys, in die man sich persönlich einträgt und die Erzählungen des eigenen Volkes und unserer Kultur und Religion geworden sind. Damit ist noch nicht zwingend gesagt, dass sie jeder in vollem Umfang glauben kann. Aber jeder kann diese aufrührerische Erzählung von der Geburt des Gottessohnes schön finden; und etwas schön zu finden, ist mindestens genauso gut wie etwas glauben zu können. Denn im Blick für die Schönheit dieser Erzählung wächst man mit seinem Leben in sie hinein und lernt vielleicht das Glauben dabei.

Einen Satz wieder will ich herausgreifen aus dieser Erzählung vom Ende des Jahres 2015 – der Weihnachtserzählung des Lukas: Und zwar den Satz des Engels: „Und das habt zum Zeichen – ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen“.

  1. Zeichen und Deutung:

Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt. Das Bild von den Windeln weist zu den eigenen Lebensanfängen. Windeln hat vermutlich jeder mal beschmutzt. Darin ist nichts Spektakuläres! Eine Geburt unterwegs, sehr ungeordnete Lebensverhältnisse, die Schmerzen der Frau bei der Geburt, die Hilflosigkeit des Mannes, ein Klaps, ein Schrei und das Leben beginnt. So beginnt ein Menschenleben – auch in diesem Moment irgendwo auf der Erde vielfach.

Wozu muss das berichtet und erzählt werden, wobei denn natürlich auch gilt, dass es zum Wunderbarsten gehört in einem Menschenleben, sein gerade geborenes Kind auf den Arm zu nehmen. Da haben noch alle Väter und Mütter oder Großmütter und Großväter Tränen der Freude vergossen. Und sich dessen nicht geschämt! Man sieht diesem Kind in Bethlehem, das da die Windeln beschmutzt, aber nicht an, dass es der Herr der Welt ist und sein soll. Das muss einem gedeutet und erklärt werden. Das Zeichen muss man recht verstehen können!

Gedeutet werden muss unser menschliches Leben auf diesem Stern ständig und durchgehend! Es gibt offenbar eine tiefe und unverlierbare Neugier und Energie im Menschen, das eigene Leben und das Leben um einen herum zu deuten und zu verstehen. Und zwar in einem ursprünglichen, gar nicht in einem unbedingt wissenschaftlichen Sinne. „Ich würd‘s nur gerne verstehen“ – schrieb ein Mädchen auf einen Zettel in Notre Dame nach den Attentaten von Paris vor wenigen Wochen, wo sie ihre Schwester beim Theaterbesuch verloren hat – und sie selbst nur überleben konnte, weil sie sich totstellte und sich unter die Leichen anderer Besucher, die schon erschossen waren, legte. „Ich würd’s nur gerne verstehen!“ So schrieb sie im Rahmen der Trauerfeier auf und sagte es den Besuchern des Gottesdienstes in Notre Dame in Paris.

Und als ich im September 2015 bei einem Besuch in Süddeutschland mit Flüchtlingen aus Syrien nachts ins Gespräch kam, sagte ein älterer Mann, der eigentlich davon sprach, er wollte ursprünglich in Syrien, seinem Heimatland, einmal begraben werden – so habe er es immer gedacht – unter Tränen: „Ich würde es gerne verstehen, warum Gott uns diesen Weg gehen lassen will, wofür er uns auf die Flucht schickt.“

Wir Menschen wollen und brauchen Zeichen, um zu verstehen, weil Verstehen Annahme erst ermöglicht, warum das eigene Leben so verläuft wie es das tut. „Helfen sie mir verstehen und deuten“, wird ein Seelsorger, eine Ärztin und auch eine Krankenschwester oft zwischen den Zeilen am Krankenbett gefragt. Nur bisweilen wagen wir es und nehmen uns auch die Zeit, diese Frage auszusprechen. Warum habe ich immer Unglück – warum verliere ich meinen Platz, warum komme ich nicht zurecht mit dem Leben und die anderen offenbar viel besser und heiterer und glücklicher?

Wir Menschen suchen Zeichen, Hinweise und Deutungen des Lebens, um dem Geheimnis des Lebens auf der Spur zu bleiben; nicht um alles vollständig zu erklären und zu belegen, sondern um das eigene Geschick anzunehmen und zu verstehen. Bisweilen wird man ja, liebe Gemeinde, im Zug Zeuge von Gesprächen, die einem lange nachgehen. Drei sehr junge Menschen, die mich an einem Gespräch beteiligten, unterhielten sich über die Frage, ob das Leben eigentlich komplett erklärbar ist oder geheimnisvoll bleibt. Und einer von den beiden, der sich als hochdekorierter Student der Naturwissenschaften ausgab, sprach von seiner Überzeugung, dass alle Dinge eine Erklärung hätten; und wenn man keine plausible Erklärung hätte für Ereignisse in der Welt, dann läge es daran, dass man einfach nicht genug Fakten zusammengetragen hätte.

Die junge Dame, auch Naturwissenschaftlerin, sprach davon, dass sie im Prinzip diese Überzeugung teilt. Religion und alle kulturelle Erzählungen hätten wohl poetische Kraft, hätten aber keine das Leben deutende Aufgabe und Bedeutung. Und eine dritte junge Frau war dabei, die nur davon erzählte, sie habe ihre Eltern durch einen furchtbaren Unfall verloren, ihre Schwester sei sehr früh an Krebs gestorben, ihr Bruder auch, sie sei ganz allein. Wir anderen schwiegen.

Und dann sagte sie, was sie am meisten bewegen würde, sei die Tatsache: Alle ihre Familienangehörigen der vorherigen Generation und dieser Generation seien an demselben Tag gestorben, alle an einem 30. April. Und das sei ihr irgendwie unheimlich – und für sie sei jeder 30. April eines jeden Jahres, das sie leben dürfe, mit furchtbarer Angst besetzt. Und wir anderen schwiegen, alle dahin gesagten Sätze, die Dinge sind erklärbar, waren wie weggeblasen. Und wir Hörenden waren irgendwie überfordert in dem Versuch, sie zu trösten. Von Deutung und schneller Erklärung konnte schon gar nicht die Rede sein. Menschen suchen Zeichen, Hinweise und Deutungen für ihr Leben, um dem Geheimnis des Lebens auf der Spur zu bleiben.

  1. Mut zu Endlichkeit:

Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. Welches Zeichen könnte darin liegen? Liebe Gemeinde, in den meisten Bereichen unseres Lebens wissen und können wir heutigen Bewohner des Erdballs im 21. Jahrhundert nach Christus weit mehr als jemals die Menschen zuvor in der Geschichte. In der Medizin, der Produktion von Lebensmitteln, in der Produktion von Raketen, die an den Standort zurückkommen, wo sie losgeschossen worden sind, können wir weit mehr als unsere Vorfahren je gedacht haben. Maschinen können heute riesige Bäume fällen, die früher unfällbar schienen.

Die Freiheit in unseren Breiten ist so groß wie nie zuvor, sich und seine Möglichkeiten je nach Portemonnaie und gesundheitlicher Konstitution auszuleben. Wie lernt man, wenn der Zwang zum Größer- und Schnellerwerden so heftig und drängend geworden ist, zu fragen, was man nicht tun darf, obwohl man es könnte? Eine Gesellschaft, in der Gesundheit, Gepflegtheit und Schönheit, in der die Stärken herausgestellt werden, sind Niederlagen im Beruf, Enttäuschungen in der Familie schwer vermittelbar. Wir stehen unter Siegzwängen.

Wer aber mit Kindern in der Schule arbeitet, im Hospiz, im Krankenhaus, in der Pädagogik, als Pastor, der weiß – in der Regel hat man mehr Niederlagen als Siege zu verzeichnen – oder? Zeit aufzuwenden, zu warten, von vorne zu beginnen und vorübergehend auf greifbare Erfolge zu verzichten, das sind Künste, die in Bildung und Gesundheit, in der Begleitung und Pflege und auch in vielen anderen Bereichen unbedingt gefordert sind. Je mehr wir können, desto mehr sind wir darauf angewiesen zu lernen, die Niederlagen, die Angewiesenheit darauf, dass Dinge im kulturellen Leben wachsen müssen, im familiären Leben Zeit brauchen, zu verstehen.

„Das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippen liegend“, was besagt dieses Zeichen? Zunächst einmal eine tiefe Zärtlichkeit angesichts der Bedürftigkeit des Lebens. Ein Gott, der bedürftig wird wie wir. Der das Glück der Freundschaft und der Liebe kennt wie wir. Der früh auf der Flucht ist wie viele in diesen Tagen und den das Leben „aufs Kreuz“ legt wie andere auch. Die pure Macht, Stärke und Größe haben noch niemanden gerettet. Aber die nicht weichende Zärtlichkeit ist der große Trost. Es gibt eine tiefere Wirklichkeit als die harte Realität des Siegens, eine höhere Weisheit als die Schulbücherlehre, die von Macht und Krieg und Durchsetzung und Schlachtengewinnern redet. Es gibt eine größere Befriedigung als materielle Erfolge uns bieten können.

Der Grundzug des Menschlichen, woran sich unser Leben entscheidet, ist nicht das Machen und Siegen, sondern ob und wie wir es zulassen, bedürftig zu sein und die Grenzen unserer Handlungsmöglichkeiten anzunehmen. Diejenigen von uns, die in diesem Jahr mit einer Diagnose konfrontiert waren und sind, die sie mit einem Mal aus allen Plänen herausreißt, die einen lieben Menschen verloren haben, denen möchte ich besonders gerne sagen und nahe bringen: Die nicht weichende Zärtlichkeit und Nähe eines Gottes mit menschlichem Antlitz, der Bedürftigkeit an sich selbst heran lässt, ist der große Trost. Gegen alle Totalitätserwartungen, Rufe und Lust nach Vollkommenheiten steht diese Geschichte auf. Diese Erzählung ist darin mit Recht auf dem Grunde unserer Kultur anzusiedeln.

B: Das Zeichen hat aber noch eine andere Bedeutung, das Zeichen von dem Kind aus Bethlehem. Eine sehr persönliche Note. Dieses Leben, das wir leben, hat einen tiefen Wert und eine Tiefe Würde –gerade in seiner Unvollkommenheit. Das gilt dem, der vor Sorge und Ängste nicht in den Schlaf kommen kann, das gilt der Frau, die Angst um ihr Leben hat angesichts einer Diagnose, dem Jugendlichen, der allen anderen mehr zutraut als sich selbst und dem, der seinen Beruf eigentlich nicht mehr mag und da nicht herauskommt. Ja, das gilt jedem von uns, der geneigt ist, die Einschränkung zu sehen und die Enttäuschung stärker zu empfinden als das Gelungene.

Der ich mich selbst kaum achten kann bisweilen, beschädigt bin in meinem Stolz, meine, nichts Rechtes zustande zu bringen, mich selbst kaum noch achte, ist dieses Zeichen gegeben: Gott achtet das Hilfsbedürftige und Beschädigte in einer unüberbietbaren Weise. Und das kann und darf oft wiederholt werden: Große Dinge werden überhaupt durch die Wiederholung nicht langweilig. Nur das Belanglose braucht die Abwechslung und muss schnell durch anderes und neues ersetzt werden.

Das Große wird größer, indem wir es wiederholen; und wir selbst werden reicher dabei und werden still und werden frei. Insofern ist die Stille dieser Nacht, dieses Gottesdienstes, die Stille, die von jener Szene ausgeht, vielleicht das Kostbarste an jener Erzählung von der Geburt in Bethlehem. Dem Geneigten und Lebenserfahrenen, wie dem, der am Anfang seines Lebens steht, kann sich das erschließen: Welche tiefe Deutung unser eigenes Leben durch diese Szene bekommt.

Mit dem Stern über Bethlehem, der sein Licht auf die Geburt des Kindes scheinen lässt, wird sichtbar: die Schönheit des Lebens liegt im begrenzten Glück, im begrenzten Gelingen auf dieser Erde. Es ist uns nicht versprochen, dass alles sein muss und alles gelingen soll. Wer nur Ganzheit erträgt, volles Gelingen, immer nur auf das schaut, was schon wieder nicht in Ordnung ist, gerät in Panik, wenn er Lebensverletzungen wahrnimmt und spürt.

Wo der Ganzheitswahn steigt, nehmen die Krankheiten einer Gesellschaft mit überhöhten Ansprüchen zu – da müssen schon mal geforderte Abgaswerte getürkt werden, damit ja kein Rückschritt erfolgt. Könnte der unbarmherzige Umgang mit Grenzen darin liegen, dass der Glaube schwächer wird? Natürlich sollen wir ums Gelingen bemüht sein in unserer Gesellschaft, auch in einer Kirchengemeinde. Natürlich sollen wir nicht mutwillig das Misslingen suchen, sondern unser Bestes geben, wo wir eben hingestellt sind.

Aber es geht um die Grundrichtung des Lebens, die hier in Bethlehem sehr gnädig und eben wunderbar gedeutet wird: Auf die Wahrheit und das Versprechen dieser Erzählung von der Geburt des Kindes in Bethlehem zu setzen, die unserem eigenen und dem Leben derer, die uns anvertraut sind, einen unendlichen Wert gibt! Das hat große Kraft. Und auch Folgen! Für den Schutz dieses Lebens sind unsere besten Kräfte gefordert – und es berührt mich tief, wie viele Menschen in Deutschland, in Schaumburg Zeit und Kraft geben für die Aufgabe, die uns viele Jahre beschäftigen wird, Flüchtlinge aus den Kriegen dieser Welt aufzunehmen und in unsere Leben zu integrieren.

III. Schauen und umkehren

Die Hirten und andere Besucher kehren wieder um. Auch der skeptische Josef wird ihnen hinterher schauen und dann das Kind und die Mutter nach Ägypten auf der Flucht begleiten. Auch das gehört zu Weihnachten, wieder an den Platz und in die Wirklichkeit zurückkehren. Der Himmel schließt sich, die Engel werden wieder unsichtbar, aber nicht beschäftigungslos. Hirten gehen an ihre Arbeit. Montag beginnt der Alltag. Der Kindermord wird folgen, was die Erzählung damals betrifft, die Angst des Herrschers, seine Macht zu verlieren. Und eine Revolution gibt es auch nicht, in der die Revolutionäre nicht erst mal ihre Schäfchen selber ins Trockene bringen. Die Tätigen aller Generationen fragen am Montag – und was hat sich geändert? Krippenbesucher nehmen die Barmherzigkeit Gottes mit. Barmherziger mit der unerlösten Welt umgehen zu können! Fröhlicher zurückkehren und barmherziger mit den Grenzen des Lebens umgehen, ohne sie wegzudiskutieren und doch an ihrer Linderung und Beseitigung weiterzuarbeiten. Das ist der Ertrag des Krippenbesuches.

Natürlich bleiben der Schmerz und die Wunden des beschädigten Lebens. Aber, die Stille und die Zärtlichkeit ist nicht alles, was von diesem Gott zu sagen ist. Wir verlangen von ihm auch seine Stärke. Wir lassen ihn nicht davon kommen und verlangen von ihm das Recht der Armen, den Trost der Unglücklichen, dass endlich die Stadt erscheine, in der niemand mehr Beute der anderen wird. Aber es gibt keine Krankheit, die die Würde des Menschen wegzunehmen in der Lage ist. Das Licht der Weihnacht ist kein Irrlicht, sondern der Vorschein einer neuen Welt, in der Himmel und Erde eine Einheit bilden, und in der alle Tränen einmal abgewischt sein werden. Was gilt schon eine Träne bei Gott? Bei Gott fällt sie schwer ins Gewicht, liebe Gemeinde, weil er den Menschen, jeden von uns, gerade und besonders die traurigen Figuren unter uns achtet und sich nach ihnen verzehrt. Und so gibt es auch in diesen Tagen Weihnachtsgeschichten.

Vorgestern wurde von einem Ereignis in der Nähe von Nairobi berichtet. Dort wurde ein Bus mit 60 Personen angehalten, der von Terroristen bedroht wurde. Zunächst wurden sie beschossen, der Bus wurde gestoppt von einer bewaffneten Gruppe aus Somalia, bekannt für grausame Taten. Dann mussten alle Insassen aussteigen. Und viele Insassen, so gaben einige gestern zu Protokoll, wurden daran erinnert, dass am Tag vor Weihnachten auch im Jahr 2014 ein ähnlicher Ereignis stattgefunden hatte. Damals hatten Terroristen, die fälschlicherweise im Namen des Islam auftraten, alle Insassen des Busses aussteigen lassen; und sie hatten alle gezwungen, Verse aus dem Koran zu zitieren – und diejenigen, die das nicht konnten, wurden damals vor Ort und sofort erschossen. Und es zeigte sich, dass alle Opfer im Jahre 2014 Christen waren. Vorgestern nun beinahe das gleiche Ereignis.

Bei dem ersten Angriff auf den Bus wechselten die muslimischen Insassen mit ihren christlichen Mitfahrern Kleidungsstücke und kleine religiöse Zeichen. Und die Insassen mussten alle aussteigen – und die Muslime weigerten sich, als sie aufgefordert wurden, in den Bus zurück zu kehren, während alle Christen draußen bleiben sollten und ganz offensichtlich ihrem Tod entgegensahen – wie bei dem Ereignis vor einem Jahr. Aber vorgestern nun weigerten sich alle Muslime, in den Bus zu steigen – sie wollten lieber mit ihren christlichen Brüdern sterben. Und ein junger Mann gab anschließend zu Protokoll, er habe gesagt, er sei nicht bereit, dem Hass aufeinander auch nur eine Stimme oder einen Raum zu geben. Vorgestern ließen die Angreifer von den Menschen ab, die sie eigentlich gegeneinander ausspielen wollten. Dieses Ereignis –irgendwie ein kleines „Weihnachtswunder“, so schilderte es einer der Überlebenden.

Das Licht der Weihnacht ist kein Irrlicht, sondern der Vorschein einer neuen Welt, in der Himmel und Erde eine Einheit bilden. Deshalb wage ich, ohne taktlos sein zu wollen, die Aufforderung: Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme nun froh mit ein, der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein! Treten wir hinzu – nehmen wir das Zeichen jener Erzählung und bleiben wir nicht Zuschauer im Weihnachtsgeschehen, wenn wir in unserem Alltag zurückgehen. Wollen wir mit unseren Kräften einstimmen in das Lob Gottes in unserer noch unvollendeten Welt – das verändert die Seele wirklich und die Haltung, mit dem manchmal schweren aber doch wunderbaren Leben Umgang zu haben. Das Gotteslob wird so die Quelle und der Grund der Menschlichkeit!

Foto 1: Dr. Karl-Hinrich Manzke

 

 

 

 

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