Corona, A2, Rassismus:
Katja Keul (MdB) diskutiert mit Kreisfeuerwehr

Landkreis (mm-23.06.20). Kreisbrandmeister Klaus-Peter Grote hatte sich im Dezember in einem offenen Brief an die hiesigen Bundestagsabgeordneten gewandt und Unterstützung bei der Gefahrenquelle A2 gefordert. Die Bundestagsabgeordnete Katja Keul, Bündnis 90/DIE GRÜNEN, nahm ein Treffen zum Anlass, um sich ein umfassendes Bild der Schaumburger Feuerwehr zu machen und weitere aktuelle Themen anzusprechen.

Daher waren neben dem Unfallgeschehen auf der A2 auch Corona und seine Auswirkung auch Rassismus und Unterwanderung von Rechten in den Wehren Gesprächsthemen. Kreisbrandmeister Grote begrüßte den Besuch der grünen Politikerin in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Stadthagen: „Oft fehlt die Zeit für einen intensiven Austausch, daher freue ich mich sehr über das heutige Treffen.“ Am Gespräch nahmen auch der Bereitschaftsführer Schaumburg Süd, Dirk Dehne, der Nienstädter Gemeindebrandmeister Dieter Sebode sowie die Kreis-Jugendfeuerwehrwartin, Silke Weibels, teil.

„Die Abstände werden von den Lkw nicht eingehalten, und die Fahrer sind abgelenkt“, fasst Grote die Hauptursachen für die vielen Unfälle auf der A2 zusammen und kommt gleich auf einen der Dauerbrennpunkte in Schaumburg zu sprechen. Es gibt Ansätze wie ein Tempolimit auf 130, aber ob das ausreichen werde, sei abzuwarten. „Wir haben bereits technische Möglichkeiten wie Abstandssysteme, die müssten nur aktiviert und eingesetzt werden“, gibt Sebode zu bedenken.

Doch nicht nur Ursachen müssen untersucht, sondern auch die Kosten für die Einsätze an den Autobahnen bedacht werden, da sind sich alle einig. „Feuerwehren an den Autobahnen brauchen eine fundierte Ausbildung und entsprechende Ausrüstung, das ist sehr kostspielig“, berichtet Grote. Eine finanzielle Unterstützung zur Anschaffung der benötigten Einsatzgeräte wäre motivierend und eine Anerkennung für die ehrenamtlichen Feuerwehren, erwidert Grote auf Nachfrage Keuls, was der Bund besser machen müsse.

„Bei den kommunalen Finanzen müssen die Bundesautobahnen mit berücksichtigt werden“, findet auch Keul. Sie wolle das Thema mit in die nächste Sitzungswoche nach Berlin nehmen. Rund 30 Prozent Mehrausgaben hätten die Feuerwehren an der A2 im Durchschnitt mehr zu tragen als andere Feuerwehren fernab der Bundesautobahnen, lautet die Schätzung Grotes auf Nachfrage von Keul.

„Das betrifft die Kommunen und Feuerwehren hier an der A2 von Bad Eilsen bis nach Bad Nenndorf.“ Allein mit der Feuerschutzsteuer des Landkreises sei das nicht zu stemmen. Auch die psychosoziale Betreuung der Einsatzkräfte sei wichtig. „Wir haben hier aber ein gut funktionierendes Netzwerk mit den Landeskirchen. Die Pastoren kümmern sich sehr gut“, berichtet der Nienstädter Gemeindebrandmeister.

Doch auch die Wertschätzung der Einsatzkräfte sei wichtig. „Eine verunfallte Hannoveranerin, die hier zu Besuch war, hat sich mehrfach bedankt und war beeindruckt, was wir hier mit ehrenamtlichen Kräften leisten“, berichtet Sebode. „Wir sind nicht nur zu Coronazeiten notwendig. Solange das System des Ehrenamts funktioniert, läuft es weiter. Jedoch sind die Aufgaben der Führungskräfte, gerade der Führungspositionen, eine Mammutaufgabe“, gibt Grote zu bedenken. „Da könnten wir zukünftig Nachwuchsprobleme bekommen und müssen eventuell über hauptamtliche Führungskräfte in einigen Bereichen nachdenken.“

Mit 88 Jugend- und 67 Kinderfeuerwehren weist die Kinder- und Jugendarbeit in Schaumburg beeindruckende Zahlen auf. Die Corona Pandemie hat durchaus Auswirkungen auf die Kinder- und Jugendfeuerwehren und Feuerwehren. Aufgrund der Corona-Maßnahmen könnten keine Übungen stattfinden und auch die Ausbildung könne nicht weitergeführt werden.

Kreisjugendfeuerwehrwartin Silke Weibels fasst zusammen: „Corona hat uns kalt erwischt. Alle drei Jahre planen wir unser Kreiszeltlager mit 1.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Das ist unser Highlight. Ich fürchte, dass dadurch viele den Weg in die aktive Wehr nicht finden werden.“

Auch Dirk Dehne befürchtet, „dass da etwas abreißen kann.“ In der Coronazeit wurde sich über Plattformen ausgetauscht und die neuen Medien zur Vernetzung genutzt. „Doch das ersetzt nicht das soziale Miteinander“, weiß Weibels. „Bei den Corona-Maßnahmen und auch später bei den Lockerungen sind die Kinder und Jugendlichen zu spät gesehen worden“, bekräftigt Keul. Bildung müsse endlich Priorität haben. Unter Corona seien Probleme wie die sanitäre Ausstattung oder Digitalisierung an Schulen wie unter einem Brennglas deutlich geworden.

Seit April 2015 leitet Weibels erfolgreich den Kinder- und Jugendbereich des Kreises. „Seitens des Bundes würde ich mir mehr Materialien und Unterstützung für die Jugendgruppenleiterinnen und -leiter wünschen, zum Beispiel durch Beratungsangebote.“ Gerade zur Sensibilisierung in Fragen des Kindeswohls seien Informationen und Hilfen wichtig. Auch Aktionen gegen Rechts könnten durch die Jugendgruppenleiter in die Gruppen getragen werden.

„Das ist ein anderer Zugang als über die Schule und werde somit sehr gut angenommen“, berichtet Weibels. Fahrten nach Krakau und der Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz müssen gut vor- und nachbereitet werden. Der Austausch mit anderen auch über Sprachgrenzen hinweg sei wichtig. „Wir können von den jungen Leuten eine Menge lernen. Die benutzen den Google Translater bei Sprachproblemen. Unsere Jugendlichen verstehen sich als Europäer. Die reisen viel und bringen neu zugezogene Mitschüler wie Flüchtlinge mit in die Wehren“, erzählt Weibels und hebt die integrative Kraft der Kinder- und Jugendfeuerwehr hervor.

Im Jugendforum, kurz Jufo, lernen Jugendliche auf Kreis-, Landes- und Bundesebene ihre Anliegen vorzutragen und mitzubestimmen. „Bei der demokratischen und politischen Grundbildung leistet die Feuerwehr großartige Arbeit“, lobt Keul. Niemand sonst schaffe es, so viele Kinder und Jugendliche zu motivieren und zu mobilisieren wie die Jugendfeuerwehr.

Grote betont, dass sich die Feuerwehren durchaus bewusst seien, dass sie wie alle anderen uniformierten Bereiche eine Anziehungskraft auch auf Rechtsextreme haben. Die Präventionsarbeit sei aber sehr erfolgreich. „Es sind einzelne, wo wir gucken und aufpassen müssen, dass wir nicht unterwandert werden“,  pflichtet die Leiterin der Kreisjugendfeuerwehr ihm bei.

„In Schaumburg haben wir zum Glück keine extremen Fälle bis jetzt gehabt“, berichtet Grote. Oftmals fallen Bemerkungen, die eine Tendenz spüren lassen. „Da muss dann klar widersprochen werden“, so der Kreisbrandmeister. Keul dankte den Aktiven für ihr ehrenamtliches Engagement und betonte zum Abschluss noch einmal die Bedeutung die deren Einsatz für die Gesellschaft insgesamt habe. Foto: Büro Keul

Foto: Klaus-Peter Grote (v.li.) mit Silke Weibels, Katja Keul, Dieter Sebode und Dirk Dehne

 

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