Erinnerung schafft Sensibilität „Ich will in unserem Land keinen Antisemitismus haben“
Bückeburg (mm-10.11.21). „Am heutigen Tag erinnern wir an das dunkelste Kapitel in der deutschen Geschichte, an die Pogromnacht vom 9. November 1938“, meinte Bürgermeister Axel Wohlgemuth während einer Gedenkfeier am Gedenkstein hinter dem Stadthaus, bevor er dort einen Kranz niedergelegt hat. Die Gedenkfeier wurde musikalisch umrahmt vom Posaunenchor Bückeburg.
Der Bürgermeister erinnerte an die Kommunal- und Bundestagswahlen vor wenigen Wochen. Freie Wahlen seien ein Kennzeichen für eine funktionierende Demokratie. Der Anlass für die Feierstunde sei das traurigste Kapitel unserer deutschen Geschichte. In der Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 seien Menschen, vorrangig Juden, aus ihren Familien gerissen, verletzt und getötet worden – auch in Bückeburg!
In dieser Nacht seien, so Wohlgemuth, den Menschen außerhalb Deutschlands die Augen geöffnet worden. „Spätestens jetzt konnte jeder erkennen, dass Nationalsozialisten und Antisemitismus in Deutschland herrschen.“
Der Faschismus sei nicht aus dem Nichts gekommen, es sei ein schleichender Prozess gewesen, bis die Synagogen in Flammen aufgingen. Angefangen habe es mit beleidigenden Worten und Ausgrenzung. „Auch heute müssen wir wieder aufpassen, wenn Menschen Feindbilder aufbauen, vom Wort bis zur Tat ist nur ein kurzer Schritt.“
Wenn sich am 18. November der neue Stadtrat für die nächsten fünf Jahre konstituiert muss er nach den Worten von Axel Wohlgemuth seinen Beitrag gegen das Vergessen leisten, gemeinsam mit Schulen und Vereinen. „Wir müssen viel stärker die Errungenschaften der Demokratie vermitteln“, forderte Wohlgemuth.
„In diesen Tagen erinnern wir an Krieg, Holocaust und Öffnung der Mauer – drei Ereignisse, welche die Identität unseres Volkes widerspiegeln“, meinte Jan-Uwe Zapke. Der Pastor der evangelisch-lutherischen Stadtkirchengemeinde berichtete von einem Besuch mit der Familie im vergangenen Jahr in Auschwitz – „ein Ort des Bösen, wo man sehen konnte, wie böse der Mensch, wie böse unsere Vorfahren waren.“
Warum stehen wir hier? „Erinnerung schafft Sensibilität – die Zivilgesellschaft muss den Satz formulieren: Ich will in unserem Land keinen Antisemitismus haben, nicht von rechts und auch nicht von Gästen in unserem Land“, so Jan-Uwe Zapke deutlich.
Foto 1: Bürgermeister Axel Wohlgemuth
Foto 2: Pastor Jan-Uwe Zapke
Foto 3: Posaunenchor Bückeburg
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