Kaulquappenjubel in Hessisch Oldendorf: Kreuzkröte feiert Kindersegen im Terrarium
(geg – 27.6.25) Was da am 26. Mai durchs Wasser wuselte, war mehr als nur ein Hauch von Frühling. Es war ein kleiner Triumph für den Artenschutz – genauer gesagt: für die Kreuzkröte. In einem mit viel Fingerspitzengefühl angelegten Freilandterrarium direkt beim LIFE BOVAR-Projektbüro in Hessisch Oldendorf haben sich zum ersten Mal in Niedersachsen Kreuzkröten erfolgreich vermehrt. Und das will was heißen!
Die zarten Kaulquappen, die jetzt durchs eigens modellierte Lehmgewässer schwimmen, sind nicht einfach nur Amphibiennachwuchs – sie sind Hoffnungsträger für eine Art, die bei uns quasi mit dem Rücken zur Wand quakt. Die Kreuzkröte (Epidalea calamita), früher noch vielerorts heimisch, gilt in Niedersachsen als stark gefährdet. Ihre Fortpflanzung ist eine Wissenschaft für sich: nur in temporären Tümpeln mit ziemlich spezifischem Charakter fühlt sich Madame Kröte überhaupt erst in Stimmung – von Bodenbeschaffenheit bis Temperatur muss alles stimmen wie im Amphibien-Luxusresort.
Terrarium mit Tümpel-Feeling
Das LIFE BOVAR-Team um Projektleiterin Dr. Mirjam Nadjafzadeh hat genau das hingekriegt. Mit viel Sachverstand, Geduld und vermutlich auch einer Portion stillem Krötenvertrauen wurde das zwölf Quadratmeter große Terrarium liebevoll umgebaut. Die EPDM-Folie am Gewässerboden, Lehm an den Ufern, flache Einstiege – all das war kein Dekor, sondern exakte Wissenschaft. Und siehe da: Kaulquappen satt!
Dr. Nadjafzadeh freut sich zurecht: „Dieser Reproduktionserfolg ermöglicht es uns nun, gezielt nachgezogene Jungtiere für Wiederansiedlung und Bestandsstützung zu nutzen – und das ohne Eingriff in stabile Wildpopulationen.“ Das bedeutet: Die Kröten können zurück in die freie Wildbahn, wo sie dringend gebraucht werden. Ohne Verluste für bestehende Populationen, ganz im Sinne nachhaltiger Zucht.
Kröten, Unken, Helden der Feuchtgebiete
Neben der Kreuzkröte kümmert sich das LIFE BOVAR-Team auch um andere schützenswerte Gesellen: die vom Aussterben bedrohte Gelbbauchunke (die mit dem sonoren Schrei) und die Geburtshelferkröte, die ihren Nachwuchs liebevoll ums Bein gewickelt trägt – Natur kann eben auch poetisch.
Ziel des ganzen Unterfangens ist klar: bedrohte Arten schützen, ihre Lebensräume verbessern und vernetzen. Und damit auch: Vielfalt erhalten, Biotope stärken und der Natur ein wenig von dem zurückgeben, was wir ihr zu oft nehmen.
Ein europäischer Schulterschluss für die Kröten
Dass all das möglich ist, verdankt sich einer beachtlichen Gemeinschaftsleistung: Neben dem NABU Niedersachsen und zahlreichen Projektpartnern aus Deutschland und den Niederlanden fließt ordentlich Fördergeld – unter anderem von der EU, dem Land Niedersachsen, NRW, Landkreisen, Kommunen und der Bingo-Umweltstiftung. Gut 4,6 Millionen Euro umfasst das LIFE BOVAR-Projekt insgesamt – und jeder Cent davon hilft den Kaulquappen auf die Sprünge.
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