Jungvogel gefunden? NABU rät: Erst schauen, dann handeln

© NABU/ Jan Piecha

(geg – 18.6.25) NABU mahnt zur Zurückhaltung: Nicht jeder Piepmatz am Boden ist ein Notfall!

In diesen Tagen wird so mancher Gartenweg zur Vogelrettungsstation wider Willen. Kaum ein Nachmittag vergeht, ohne dass ein aufgeregter Anruf im NABU-Artenschutzzentrum Leiferde eingeht: „Da sitzt ein kleiner Vogel im Gras – was soll ich tun?“ Die Antwort von Bärbel Rogoschik, der Leiterin der Einrichtung, klingt auf den ersten Ton vielleicht ungewohnt: „Am besten – gar nichts.“

Denn was für viele tierliebe Menschen nach einer misslichen Lage aussieht, gehört in Wahrheit oft zum ganz normalen Vogelleben.

Ästlingszeit: Hüpfen statt Fliegen

Gerade jetzt, zur Hochsaison der Vogelbrut, verlassen viele Jungvögel freiwillig das Nest – obwohl sie noch nicht fliegen können. In der sogenannten Ästlingsphase erkunden sie die Welt zu Fuß, hüpfend und flatternd. Das wirkt tapsig, manchmal auch hilflos – ist aber ein wichtiger Schritt ins Erwachsenwerden.

„Diese Jungvögel werden weiterhin von ihren Eltern betreut“, erklärt Rogoschik. „Allerdings aus sicherer Entfernung – und genau deshalb glauben viele Menschen, sie seien allein.“

Drei Fragen – eine Entscheidungshilfe

Damit gut gemeinte Hilfe nicht zum Risiko wird, rät der NABU, sich folgende Fragen zu stellen:

Hat der Vogel ein vollständiges Federkleid?

Wirkt er verletzt oder teilnahmslos?

Ist er akuter Gefahr ausgesetzt – etwa durch Katzen, Verkehr oder Baustellen?

Wenn alle drei Fragen mit „Nein“ beantwortet werden können, sollte man den kleinen Gefiederten in Ruhe lassen. Die Natur hat das schon ganz gut im Griff – besser als jeder menschliche Retter mit Pappkarton.

Was tun bei echten Notfällen?

Natürlich gibt es Ausnahmen: Ein nackter Nestling gehört zurück ins Nest, wenn möglich. Und wenn Gefahr droht – ob durch Haustiere oder Straßenverkehr – darf man behutsam helfen. Ein Ästling darf dann ins nächstgelegene Gebüsch gesetzt werden, jedoch nicht weiter als 20 Meter vom Fundort entfernt. Die Vogeleltern behalten ihre Kinder nämlich im Blick – und suchen bis zu 24 Stunden nach ihnen.

Mit gutem Willen, aber schlechten Folgen

„Jedes Jahr landen bei uns viele gesunde Ästlinge, die gar keine Hilfe gebraucht hätten“, berichtet Rogoschik. Und das mit tragischem Ende: Viele dieser Jungvögel verweigern die Nahrung in Menschenhand – sie vermissen ihre Eltern, nicht Futter mit der Pipette.

Naturnahe Gärten sind der beste Tierschutz

Der NABU rät daher zur Gelassenheit – und zum genauen Hinsehen. Wer wirklich helfen will, schafft Lebensraum: Hecken, Sträucher, Laubhaufen, keine Mähroboter, wenig Chemie. Oder wie es mancher Altvogel zwitschern würde: „Lasst uns einfach machen.“

Mehr Infos und Hilfestellung: www.nabuzentrum-leiferde.de/helfen

Kurz-URL: https://www.bueckeburg-lokal.de/?p=85169

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