„Ein Zeichen gegen das Vergessen“
Enthüllung einer Erinnerungstafel an ehemaliger Synagoge

Bückeburg (mm-03.06.19). „Dieses Gebäude wurde 1866 als Synagoge erbaut. Mit dem Pogrom vom 9. 11. 1938 erlosch das Leben der jüdischen Gemeinde in Bückeburg“. Dies ist der Text einer Gedenktafel, die am Montagvormittag am Gebäude der früheren Synagoge in der Bahnhofstraße 32 enthüllt werden sollte. Der Wind hatte diese Aufgabe schon vor Beginn einer Feierstunde übernommen. Der zweite Teil der Feierstunde konnte nach dem einsetzenden Regen dank Dieter Bals ins Foyer des Hubschraubermuseums verlegt werden.

Jahrzehntelang sei, so Bürgermeister Reiner Brombach („wir stehen zu unserer Geschichte“), die Synagoge Heimstatt vieler Juden gewesen, angesehene Bürger in Bückeburg, die alle Rechte und Pflichten wahrgenommen haben. Durch das Hitlerregime seien ab 1933 Juden gezielt verfolgt und ermordet worden.

1938 habe die Pogromnacht in ganz Deutschland stattgefunden; jüdische Geschäfte und Wohnungen seien von Schergen des Hitler-Regimes angezündet worden. „Auch diese Synagoge hat gebrannt, damit endete das Leben der Juden in Bückeburg“, so Brombach.

Mit Karl Wiehe habe es in Bückeburg zunächst einen Bürgermeister gegeben, der zwar nicht überzeugt habe, sich aber für die Rechte der Juden eingesetzt habe. „Die Nazis haben als Nachfolger mit Albert Friehe einen Bürgermeister inthronisiert, der bei der Verfolgung von Juden, Sinti und Roma mitgemacht hat – das Leben in der Synagoge ist erloschen.“

Erst die Geschichtswerkstatt der Herderschule mit Klaus Maiwald an der Spitze habe das Thema aufgegriffen und mit Sorgfalt aufgearbeitet. „Wir wollten aus der Geschichte lernen und etwas Besseres in Gang setzen“. So entstand die Idee mit einer Erinnerungstafel am Gebäude, „nicht nur zur Erinnerung, auch zur Mahnung in einer Zeit, in der es in Deutschland und Europa wieder Antisemitismus gibt“.

Klaus Maiwald erinnerte daran, dass dies nach 22 Jahren die zweite Gedenktafel ist, die am Gebäude angebracht wurde. 1997 hatten die Zeugen Jehovas als Eigentümerin des Gebäudes nur einen verkürzten, wenig aussagekräftigen Text genehmigt, der von der jüdischen Gemeinde als „Beleidigung“ angesehen wurde. Als Kompromiss wurde der Gedenkstein hinter dem Stadthaus aufgestellt. Inzwischen hat Dennis Roloff das Gebäude erworben und der Gedenktafel mit dem aktuellen Text ebenso zugestimmt wie die jüdische Gemeinde.

Von Freude über die Enthüllung der Gedenktafel, aber auch Erinnerung an die schreckliche Nazi-Zeit und die vielen Juden, die diese Zeit nicht überlebt haben, sprach Marina Jalowaja, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde im Landkreis Schaumburg, in ihrem Grußwort. Sie warf die Frage auf, wie es möglich war, dass so viele Unschuldige ermordet wurden und so viele weggeschaut haben und so zu Mitläufern wurden und sich mitschuldig machten.

„In den nächsten Jahren werden die letzten Zeitzeugen des Holocaust sterben – mit dieser Erinnerungstafel können wir ein Zeichen gegen das Vergessen setzen“, so Marina Jalowaja. Die Feierstunde wurde musikalisch vom Posaunenchor unter der Leitung von Kantor Siebelt Meier umrahmt. 

Foto 1: Bürgermeister Reiner Brombach: „Wir stehen zu unserer Geschichte“.

Foto 2: Klaus Maiwald berichtete von dem langen Weg zur Gedenktafel 2019

Foto 3: Die Gedenktafel am Gebäude der ehemaligen Synagoge

Foto 4: Der Posaunenchor unter der Leitung von Siebelt Meier

 

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