Ist das Grünkohlessen des Bürgerbataillons noch zeitgemäß?
400 Gäste beim Essen im Rathaussaal

Bückeburg (sc-27.01.18) Wie immer im Januar, fand im Rathaussaal das Grünkohlessen des Bückeburger Bürgerbataillons statt. Karten konnten nur über die Rotts bestellt werden und waren schon vor Ablauf der Anmeldefrist vergriffen. 400 Gäste trafen sich nun am vergangenen Freitagabend an schön gedeckten Tischen, um insgesamt 200 kg Grünkohl, die gleiche Menge an Bratkartoffeln und Salzkartoffeln und 800 Würsten zu genießen. Direkt nach dem Einlass war der Saal schon gut besucht. Für viele – einschließlich des Bürgermeisters – der eigentliche Beginn eines neuen Jahres.

Doch wozu dient eine Veranstaltung, die vorwiegend den Herren vorbehalten ist und bei der Damen nur in Ausnahmefällen zu sehen sind? Stadtmajor Martin Brandt erklärte in seiner Ansprache dies mit dem Wunsch, sich bei geselligen Veranstaltungen treffen zu wollen, um Kontakte zu pflegen und auszubauen. Und das über die Mitglieder des Bückeburger Bürgerbataillons hinaus. So waren Vertreter der Bundeswehr, der Politik und Wirtschaft sowie der Bataillons benachbarter Gemeinden wie z. B. Obernkirchen oder Minden ebenfalls vor Ort. Den weitesten Anreiseweg hatten jedoch die 21 Damen und Herren aus der holländischen Partnergemeinde Zuidplas, die auch liebevoll das „Nieuwerkerker Rott“ genannt werden.

In einer Zeit, in der man immer mehr nur noch medial in Kontakt steht und die dadurch eher zu Distanz führt, ist es interessant zu sehen, dass auch sehr viele junge Herren der Einladung gefolgt sind und sich bewusst entschieden haben, der Tradition zu folgen und sich dem Grünkohlessen anzuschließen. Darauf angesprochen, kommt immer wieder zum Ausdruck, dass gerade diese Veranstaltung keineswegs überholt zu sein scheint, sondern im Gegenteil der Treffpunkt ist, um sich zusammenzusetzen und in entspanntem Rahmen Freundschaften zu schließen.

Und Pastor Dr. Wieland Kastning brachte es in seiner Rede humorvoll zum Ausdruck: „Männer verhalten sich anders, wenn sie ohne Frauen zusammentreffen.“ Entweder man schweigt sich zufrieden an oder einer übernimmt das Gespräch. Er wünschte den Gästen die gute Mischung aus beidem, dass jeder einmal zu Wort kommen solle. Gänzlich uneitel verwies er dann auf die verschönernde Wirkung des Grünkohls und endete mit den Worten: „Reden Sie schön, essen Sie schön und werden Sie noch schöner, als Sie sind.“ Ob der Grünkohl schon seine Wirkung entfaltet hat, war leider bis Redaktionsschluss nicht festzustellen, aber „Bückeburg-Lokal“ wird es im Auge behalten!

Bürgermeister Reiner Brombach hob in seiner Rede hervor, wie froh er doch sei, dass die Veranstaltung wieder im Rathaussaal stattfinden würde. Und das bestätigten ebenfalls immer wieder Teilnehmer, gerade auch von außerhalb. Gemütlicher und bequemer ist es auf jeden Fall in den großzügigen Räumlichkeiten am Marktplatz. Und zudem dieses Mal mit der neuen Wirtin Jennifer Mohme-Xhata, die mit ihrem Team nicht nur für einen reibungslosen und unkomplizierten Ablauf sorgte, sondern deren Küchenteam ein mehr als schmackhaftes Mahl auf die Tische stellte.

Brombach zeigte sich auch dankbar für die heutige Technik, denn vor 100 Jahren wäre es bei den derzeitigen Witterungsbedingungen nicht möglich gewesen, den Grünkohl zu servieren, fehle doch der benötigte Frost. Das erledigt heute die Technik, sonst müsste man vermutlich doch umsteigen auf Low Carb oder weniger spannende Gerichte. Abschließend sagte er, dass die Städtepartnerschaften zu einem friedlichen Miteinander beitragen würden. Der Applaus von allen Seiten gab ihm Recht.

Sehr charmant auch die Begrüßung des holländischen Beigeordneten Daan de Has, der sich zuerst einmal dafür entschuldigte, dass die Gäste „schon wieder ein neues Gesicht aus Holland“ auf dem Podium erleben würden. Er erklärte kurz seine Funktion als Beigeordneter, vergleichbar in Deutschland mit dem Minister eines Bundeslandes, allerdings auf Gemeindeebene. Natürlich hofft er, dass er auch nach der nächsten Wahl noch auf dem Podium stehen wird. Und verwies darauf, dass das letzte Kabinett erst nach 225 Tagen zustande gekommen sei. Er habe allerdings vernommen, in Deutschland sei man auch nicht so viel schneller und er hörte diese Woche, dass politische Insider eine neue Regierung zu Ostern erwarten…

Als Gastgeschenk für den Stadtmajor des Bückeburger Bürgerbataillons sowie den Bürgermeister überreichte er zwei große Schalen, die von Hand mit charakteristischen Gebäuden der Gemeinde bemalt worden sind. Die Schalen stammen aus der Stiftung Orion aus dem Ort Zevenhuizen. Dies ist eine Pflegeeinrichtung für Jugendliche und Erwachsene mit geistigem Handicap und besitzt unter anderem eine Keramikwerkstatt.

Nach der Geschenkübergabe sprach als letzter Redner, und da rollten auch schon die Wagen mit dem Essen herein, der Vertreter der Bundeswehr, Brigadegeneral Uwe Klein. Im Hinblick auf das Essen und die hungrigen Gäste versprach er, sich kurz zu halten und nur drei Punkte zu erwähnen: 1. Ein herzlicher Dank für die Einladung und das herausragende Miteinander. 2. Herzliche Grüße an alle und 3. wie es sich bei der Bundeswehr gehöre, melde er sich hiermit ab, da er in den Ruhestand geht und verband dies mit der Hoffnung, dass es ihm dort besser gehen würde, als dem lieben „HSV“.

Dann begann nun wirklich das Essen und in kurzer Zeit leerten sich die Schüsseln mit dem Wintergemüse und den Beilagen, stets musikalisch untermalt von den „Bückeburger Jägern“ unter der Leitung von Sven Schnee. Nachdem zur Ansprache des Stadtmajors gemeinsam das „Niedersachsenlied“ gesungen wurde, wechselten bekannte Titel mit traditioneller Blasmusik ab. Zum Lied „Tulpen aus Amsterdam“ ließen es sich einige Gäste aus Holland nicht nehmen, zusammen mit Bürgermeister Brombach gemeinsam zur Musik zu schunkeln.

Aber auch der soziale Einsatz des Bückeburger Bürgerbataillons, die „Aktion Kinderhilfe“, soll nicht unerwähnt bleiben, mit der Kinder aus sozial schwächeren Familien unterstützt werden. Dies geschieht in enger Kooperation mit den Kindergärten und Grundschulen vor Ort. Im abgelaufenen Jahr konnten immerhin acht Einrichtungen mit insgesamt rund 4.000 Euro unbürokratisch unterstützt werden. Damit dies auch weiterhin der Fall ist, bat das Oberhaupt der Rotts auch dieses Mal um eine Spende. Zum Ende des Essens kam so ein Betrag von 1.906 Euro zusammen, eine stolze Summe und ein Dank an alle, die neben ihrem eigenen Vergnügen noch an diejenigen gedacht haben, denen es nicht so gut geht.

Der Abend löste sich erst weit nach Mitternacht auf, als man vom Rathaussaal in den Vorraum wechselte und sich bei einigen letzten Gläsern noch die lustigen Anekdoten erzählte und auf zukünftige Veranstaltungen anstieß. Alle Beteiligten können zufrieden sein mit dem Ablauf und der Gestaltung des Abends, dass bestätigten die vielfachen Aussagen auf Nachfrage von „Bückeburg-Lokal“.

 

 

 

 

 

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